Möchten Sie Recht haben oder glücklich sein?

Diese Frage erwartet man nicht von einer Rechtsanwältin.
Im Laufe meines Berufslebens habe ich festgestellt, dass meine Mandant/innen von der Justiz enttäuscht waren.

Woran liegt das?

• Die Vorgeschichte und Nebenstränge, die für die Mandant/innen wichtig waren, wurden vom Gericht ignoriert.

• Das emotionale Anliegen – wie zum Beispiel Respekt und Wertschätzung – wurde gar nicht thematisiert.

• Am Ende war alles schlimmer und im Miteinander hat sich nichts geändert.

Hinzu kommt, dass Richterinnen und Richter auch nur Menschen sind und immer auch durch ihre eigene Brille schauen, sprich ihre Erfahrungen mit einbringen, sei es bewusst oder unbewusst.

Gleichzeitig bietet das Recht aber auch einen Rahmen und eine Struktur, die sinnvoll und hilfreich sein kann.

Daher glaube ich, dass es sinnvoll ist, das Recht als Rahmen zu nutzen und gleichzeitig diesen Rahmen eigenständig in der Mediation zu füllen. Und manchmal passiert es dann, dass der rechtliche Rahmen – soweit das eben gesetzlich möglich ist – angepasst wird. Es fühlt sich meiner Meinung nach immer besser an, wenn ich selbst etwas entscheide anstatt Dritte entscheiden zu lassen.

Gleichzeitig ist es so wertvoll zu erkennen, dass es eigentlich um etwas Anderes geht. Denn dann erkenne ich auch, dass „Recht haben“ mich gar nicht glücklich macht – sondern eigentlich etwas ganz Anderes – nämlich zum Beispiel Wertschätzung und Selbständigkeit. Das ist ein Prozess, den ich selbst in den letzten Jahren in vielen Jahren persönlich in Konflikten erlebt habe.